Salta, Cachi & San Pedro de Atacama

Da ich bekanntlich kein Freund von langen Busfahrten bin, habe ich vorausschauend alle Hebel in Bewegung gesetzt um die Strecke zwischen Mendoza und Salta im Flieger zurücklegen zu können. Auf Grund unserer anfänglichen 13 stündigen Verspätung in Madrid habe ich bei der Airline um eine Rückzahlung von 25% des Kaufpreises "gebeten". Just zwei Tage vor der geplanten Weiterreise nach Salta kam das ok zur Rückerstattung (da lacht das Schwabenherz) und so war auch Benjamin überzeugt. Naja, überredet ;)
Den Bericht schreibe ich in La Paz, also Bolivien. So kann ich schon abschließend sagen, dass wir insgesamt fünfmal die Grenze zwischen Argentinien und Chile überquert haben. Das geschah immer per Bus und war jedesmal eine eindrückliche Fahrt (die ich sogar gerne angetreten habe) ;)

In Salta angekommen, war der Höhepunkt der City selbst Martina (aus Bern, die wir bereits in Buenos Aires getroffen hatten). Sie hat bereits im Hostel auf uns gewartet und uns so ein schönes Willkommen beschert. Trotz Sonntag und dem darauf folgenden Feiertag haben wir es geschafft spontan ein Auto zu mieten, mit dem wir zunächst gen Norden sind um im Städtchen Tilcara zu übernachten und tags darauf ins südlich gelegene Cachi zu fahren. Beide Strecken waren total eindrücklich und geprägt vom ständigen "Felsenfarbspiel", Unmengen von riesigen Kakteen aber auch streckenweise dicht gewachsenem Wald! Voller Tatendrang wollten wir zum höchst gewachsenen Kaktus gehen, den wir entdecken konnten. Gleich zu Beginn wurden wir dank einer Tafel informiert, dass die Kakteenwälder nicht nur schön anzusehen sind, sondern sich darin auch die Schwarze Wittwe pudelwohl fühlt. Entsprechend kurz viel unser kleiner Abstecher zum Riesen aller Kakteen aus ;).
Auf der Rückfahrt sind wir knapp an einer xxl Spinne vorbei gefahren. Martina, die Mutige ist dann ausgestiegen und ganz nah an sie ran um ein Foto zu schießen. Ich blieb im Auto sitzen, jemand musste ja darauf aufpassen, nicht? ;) Unser laienhaftes Wissen sagt uns, dass es sich um eine Vogelspinne handelte. Eines steht wohl fest, hätten wir sie vor unserem Ausflug in die Kakteen gesehen, hätte es keinen gegeben! 

In Salta werden im Wechsel drei 500 Jahre alte Mumien von Inca Kindern/Jugendlichen ausgestellt, welche erst 1999 auf einem 6700 m hohen Vulkan in der Atacamawüste entdeckt wurden. Da sie quasi tiefgefroren wurden, sind sie noch sehr gut erhalten. Sie waren Opfergaben durch die sich die Inkas das Wohlwollen der Götter erhofften, sowie die Stabilisierung des eigenen Reiches. Bei unserem Museumsbesuch konnten wir den Jungen bestaunen. Wer näheres darüber erfahren möchte: http://www.deutschlandfunk.de/menschenopfer-bei-den-inka.676.de.html?dram:article_id=255847

Etwas überraschend kam der Entschluss, dass wir doch noch ein letztes Mal nach Chile sollten, da sich die Einreise von dort nach Bolivien einfacher gestalte. Schließlich hatte ich meinen ITI-Chile Reiseführer bereits an Schweizer Mädels verschenkt (ich dachte, das ist in eurem Sinne) ;) 
Bereits die Fahrt über die Anden und durch Teile der Atacamawüste bot neue Eindrücke (z.B. Salzsee in klein) und endete im überschaubaren Städtchen San Pedro de Atacama. Es handelt sich hier um die trockenste Wüste der Welt, entprechend finden sich überall Hinweise auf den sparsamen Umgang mit Wasser. Alle Häuser (ausgenommen das Schweizer Hostel) sind aus Lehm gebaut, ebenso die Straßen die mindestens einmal täglich gewässert werden um den Staub zu reduzieren.
Typisch Wüste war es tagsüber sehr warm, im Schatten frisch und nachts sehr kalt. Alle klagten über trockene Haut und spröde Lippen.

Wir hatten eine tolle Bleibe und fühlten uns richtig wohl im Wüstenstädtchen. Während Benjamin an Ausflügen (Wüstenbesuch, Floating in Salzseen, Fahrradtour ins Mondtal) genommen hat, habe ich in der Hängematte relaxt. Die Reise in unendliche Weiten haben wir dann doch gemeinsam unternommen. Gleich nach der letzten Straßenlaterne am Ende der Straße wird es stockfinster. So mussten wir nicht weit fahren um fast vollkommene Dunkelheit zu erleben und den Blick gen Himmel genießen zu können. Unser allwissender Hobby-Astrologe zeigte uns Orion und "el perro" (der Hund), den Friedhof eigentlich längst verloschener Sterne und vieles mehr. Das Spannendste war der Blick durchs Teleskop auf Saturn, wobei sogar die Ringe zu sehen waren. Sternschnuppen waren viele versprochen, der Himmel hat zumindest eine in unser Abendprogramm eingebaut.

Das eigentliche "Highlight" sollte erst am Abend vor unserer Weiterreise kommen: das Erdbeben vor Iquique mit einer Stärke von 8,2. Wir waren verhältnismäßig nah dran und so hatte es in San Pedro noch immer eine Stärke von über 6. Viele der Hostel Gäste saßen abends im Garten als es los ging - so auch wir. Da keiner der Gäste derartiges schon mal erlebt hatte, dauerte es bei allen einen kleinen Moment bis klar war, was los ist. Ich spürte richtige Wellen unter mir, alles wackelte wie wild und mein Herz klopfte. Die zona segura befand sich auch im Garten, so standen/saßen wir alle zusammen während der Hostel Besitzer mit der Taschenlampe leuchtete und von möglichen Nachbeben sprach. Nach dem ersten Schrecken sind wir mit Stirnlampen durch den Ort und haben in einem lichtlosen Tante Emma Laden unsere letzten Chilenischen Pesos ausgegeben. Das Köpfchen hat sich noch eine Weile recht wirr angefühlt!

Die landschaftlichen Unterschiede die sowohl Chile als auch Argentinien auf mehr als 3.000 km von Süd nach Nord bieten sind einfach unbeschreiblich. Als unvorbereitete Reisende hatte ich natürlich doppelt Freude und konnte mich so bei jedem Halt auf ein Neues überraschen lassen! Innerhalb zwei Monaten haben wir nun von beiden Ländern viel gesehen und doch noch lange nicht alles! Buenos Aires als unser erstes "Zuhause", Valparaiso mit seinen verwinkelten Sträßchen und bunten Ecken, sowie das ruhige und so ganz andere San Pedro de Atacama habe ich bisher ganz besonders in mein Herz geschlossen. Noch ist Platz für weitere schöne Flecken dieser Erde :)

Anne